Klaus Bonanomi

ESG-Engagement der PKS

ESG bezieht sich auf Faktoren, welche die Nachhaltigkeit einer Investition anhand der Dimensionen Umwelt (E wie Environmental), Soziales (S wie Social) und Governance (G) messen.

Unter E zählen zum Beispiel CO2-Fussabdruck der Produkte, Verpackungsmaterial und -abfälle, die biologische Vielfalt, Landnutzung und Nutzung erneuerbarer Energien des Unternehmens. Bei S stehen das Humankapital (Umgang, Entlöhnung und Förderung von Mitarbeitenden), die Produktehaftung, Widerstand von Interessensgruppen und soziale Chancen im Vordergrund. Mit G sind die Unternehmensführung und -kontrolle gemeint.

Als Standard nachhaltiger Anlagen hat sich der Begriff ESG etabliert. Die verstärkte Bedeutung der ESG-Relevanz für Anleger:innen zeigt sich auch an der Entwicklung des Netzwerks der Principles of Responsible Investments (PRI).

Die PKS verlangt von ihren Vermögensbeauftragten, dass sie entweder bei «SSF – Swiss Sustainable Finance» oder bei «UNPRI – United Nations Principles for Responsible Investment» Mitglied sind. Somit ist sichergestellt, dass die anvertrauten Gelder gemäss diesen internationalen anerkannten Standards verwaltet werden. Die PKS wird in den kommenden Monaten ein ESG-Reporting anhand des Standards des Pensionskassenverbandes ASIP einführen.

Weshalb hast Du Dich vor 8 Jahren als Arbeitnehmer-Vertreter für den Stiftungsrat beworben?

Die Berufliche Vorsorge ist ein Werk, das von den Sozialpartnern gemeinsam und paritätisch getragen und geführt wird. Deshalb ist es wichtig, sich dort zu engagieren, damit die Pensionskasse den Versicherten gute Leistungen anbieten kann und nachhaltig aufgestellt ist.

Wie hast Du diese beiden Amtsperioden erlebt?

Wir haben in aller Regel gut und konstruktiv zusammengearbeitet, mit den Vertretern des Arbeitgebers, mit dem Geschäftsführer Emmanuel Vauclair und seinem Team, und mit den externen Experten. Es waren manchmal auch unangenehme Entscheide nötig, doch haben wir immer vertretbare Lösungen gefunden, etwa bei der Senkung des technischen Zinssatzes und des Umwandlungssatzes Ende 2020. Die daraus resultierenden Reduktionen der künftigen Altersrenten für die Versicherten konnten wir weitgehend abfedern.

Für welche Themen hast Du Dich besonders eingesetzt?

Mir war es immer wichtig, dass die PKS ihre drei Milliarden Franken Vorsorgevermögen nachhaltig anlegt. Das Geld soll nicht nur möglichst sichere und stabile Erträge im Interesse der Versicherten einbringen, sondern auch möglichst wenig Schaden anrichten, etwa indem es nicht in Rüstungsfirmen, Tabakunternehmen oder Ölkonzerne investiert wird. Und immer wichtig war es mir auch, dass wir mit unserem Kapital auch Gutes ermöglichen – Mikrokredite für Kleinunternehmerinnen im globalen Süden etwa oder neuerdings auch Investitionen in zukunftsträchtige Unternehmen. Seit 2019 haben wir nun die Möglichkeit, uns via Private Equity Funds an Start-ups zu beteiligen.

Was hat Dir persönlich diese Vertreterfunktion gebracht?

Ich habe sehr viel gelernt über die Funktionsweise der Kapitalmärkte, was mir in meiner Arbeit als Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF natürlich zugutegekommen ist. Persönlich fand ich es interessant, mich mit Vertreterinnen und Vertretern aus anderen Unternehmenseinheiten oder aus der Führungsetage der SRG auszutauschen.

«Unser Kapital soll keinen Schaden anrichten, sondern Gutes ermöglichen.»

Wie schätzt Du das ESG-Engagement der PKS ein?

Die PKS nimmt dieses Engagement zu Recht sehr ernst. Sie ist zum Beispiel Mitglied beim Aktionärsvertreter Ethos. Dieser schaut den Unternehmensführungen in den Schweizer Firmen genau auf die Finger – sei es bei den oftmals immer noch zu hohen Löhnen der Geschäftsleitungen, bei unsauberer Corporate Governance oder auch, wenn diese ihre Versprechungen in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht einhalten. Denn allein, ohne den Verbund mit Ethos, hätte die PKS als mittelgrosse Schweizer Pensionskasse nicht genügend Gewicht, um wirklich Einfluss nehmen zu können. Auch in der Anlagekommission und im Stiftungsrat ist das Thema gut verankert. Aber Nachhaltigkeit ist ein dauernder Prozess – man ist nie am Ziel, es gibt immer neue Aspekte, wo man noch besser werden kann.
 

Wäre ein Ausstieg aus den Investitionen fossiler Energieträger angebracht?

Grundsätzlich denke ich schon, ja. Denn wenn wir bis 2050 tatsächlich das Ziel von «Netto Null» erreichen wollen, müssen wir je schneller, desto besser aus den fossilen Energien aussteigen. Bloss ist das einfacher gesagt als getan. Die Ölkonzerne sind zum Teil selbst bereits mitten in der Transformation; Shell zum Beispiel investiert massiv in Ladestationen für Elektroautos, auch in der Schweiz. Sollen wir also aus dem «Ölkonzern» Shell aussteigen – oder investiert bleiben und so diese Transformation unterstützen? Oder die Schweizer Grossbanken… Sie finanzieren immer noch neue Aktivitäten in den fossilen Energien. Aber als Schweizer Pensionskasse können wir gar nicht anders, als in den grossen Schweizer Unternehmen des SMI investiert zu sein.

Du giltst als besonnen und «die Mitte suchend» (also nicht extrem), was bei einem paritätisch zusammengesetzten Gremium wichtig ist. Entspricht das Deinem Naturell?

Ja, das ist wohl schon so… Wenn man eine klare Position hat, dann kann man von dort aus nach möglichen Kompromissen suchen. Und wenn diese Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten da ist, findet man immer Lösungen.

Klaus Bonanomi (62) arbeitet seit 1987 in verschiedenen Funktionen bei Radio SRF (vormals DRS), etwa als Produzent der Mittagssendung Rendezvous, als Moderator der Infosendungen bei DRS3, als Nachrichtenredaktor und seit 2011 als Wirtschaftsredaktor. Von 2015 bis 2022 war er Angestelltenvertreter im Stiftungsrat der Pensionskasse PKS.


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