Tomas Miglierina

Du arbeitest seit 2004 als Auslandskorrespondent, gegenwärtig in Brüssel. Wie sehr fühlst du dich noch mit der Schweiz verbunden?

Ich fühle mich sehr mit der Schweiz verbunden, für die ich seit über 25 Jahren arbeite. Das Leben im Ausland – vor allem in einer Realität wie Brüssel, wo die Herkunft jeder Person zählt – stärkt die Verbindungen.

Welche Unterschiede hast du zwischen den Standorten Brüssel und Washington beobachtet?

Im Gegensatz zu Washington ist Brüssel kein wirklich fremder Ort. Selbst für ein Drittland wie die Schweiz ist die Europäische Union heute Teil der Innenpolitik. Zudem ist Brüssel in einer Flugstunde erreicht. Washington hingegen ist eine andere Welt.

Welche politischen Themen beschäftigen dich als Korrespondent am meisten?

Abgesehen von den bilateralen Fragen zwischen der Schweiz und der EU würde ich sagen der Brexit, denn durch diese Linse betrachten viele Menschen hier in Brüssel die Beziehungen zur Schweiz. Dann die Migrationsfrage wegen der politischen Auswirkungen, die sie fast überall auf dem Kontinent hat.

«Ich würde mich lieber etwas früher pensionieren lassen und noch etwas anderes in meinem Leben machen.»

Allerdings seit Ausbruch der Coronavirus-Krise ist dies für alle hier «das» Thema. Daran muss man arbeiten, schon wegen der wichtigen politischen Implikationen, die es für die Europäische Union hat.

Ein Auslandseinsatz ist oftmals mit schwierigen Lebensumständen verbunden. Welche Hindernisse musstest du überwinden? Wie lädst du deine Batterien auf?

Es ist die Arbeit, die meine Batterien auflädt! Scherz beiseite, der Arbeitsort in Brüssel ist sehr anregend, denn man hat Kollegen aus aller Welt an seiner Seite, oft sehr gute, durch die ein Mechanismus des Wettbewerbs und Nacheiferns ausgelöst wird: Man will auf deren Höhe sein, man will keinen schlechten Eindruck machen. Ich versuche, zwischen Geschäftsreisen (ich reise sehr gerne) und Ruhezeiten abzuwechseln, aber es ist nicht immer einfach, die beiden Dinge zu trennen.

Gemäss Melbourne Mercer Global Pension Index1 hat die Schweizer Altersvorsorge in den letzten zehn Jahren verglichen mit Rentensystemen anderer Länder an Punkten verloren. Wie das aktuelle Beispiel in Frankreich zeigt, ist es nicht einfach, Rentenreformen durchzusetzen. Inwiefern beschäftigt und interessiert dich die Altersvorsorge?

Die Alterung der Bevölkerung und die daraus resultierende Notwendigkeit, das Rentensystem zu ändern, ist ein allgemeines Problem, das ich auch als Journalist verfolge. Es gibt keine einfachen Lösungen: Wir werden später in den Ruhestand gehen müssen, was wiederum negative Folgen für die jüngeren Generationen, für ihren Berufseinstieg und ihre berufliche Entwicklung haben wird. Wenn du mich nach meinen persönlichen Vorlieben fragst, würde ich mich am liebsten so bald wie möglich pensionieren lassen, um noch etwas anderes in meinem Leben zu machen. Ich mag meine Arbeit, aber ich bin mehr als meine Arbeit.

Welchen Bezug hast du zu deiner Pensionskasse?

Um völlig frei zu sein, muss man auch frei von materiellen Bedürfnissen sein. Deshalb hoffe ich, dass mir meine Pensionskasse, wenn ich nicht mehr arbeite, hilft, ein menschenwürdiges Leben zu führen und auf diese Weise ein freier Mensch zu bleiben. Die COVID-Krise hat uns deutlich gezeigt, wie verwundbar wir sind und wie wichtig es ist, dass wir in Sachen Gesundheit und soziale Sicherheit abgesichert sind.

Vor wenigen Jahren hast du einen Einkauf in die PKS getätigt, um dein Altersguthaben zu erhöhen. Welche Erfahrungen hast du in diesem Zusammenhang gemacht?

Es war eine Entscheidung, die ich im Rahmen einer umfassenden Sparstrategie traf. Hoffentlich macht sich diese Entscheidung bei meiner Pensionierung bezahlt. Wie gesagt, ich mag meinen Job, aber ich will nicht ewig und in diesem Tempo arbeiten. Stattdessen hoffe ich, auch im Ruhestand eine neugierige Person zu bleiben. Der Reichtum, den ich suche und im Alter suchen werde, ist die Zeit, Dinge zu tun, die mir gefallen.

1 Der Melbourne Mercer Global Pension Index prüft 37 Rentensysteme anhand von über 40 Kriterien und gilt als weltweiter Referenzwert.

Tomas Miglierina, 1971 in Varese (Italien) geboren, hat einen Abschluss in Politikwissenschaften der Universität Mailand. Nach seinem Studium arbeitet er einige Jahre in Balkanländern, bevor er 1998 in die SRG eintritt. 2004 bis 2010 ist er als Korrespondent in Brüssel tätig, danach von 2011 bis 2013 in Washington und seit 2014 wieder in Brüssel.


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