Myrta Müller

Nach deiner kaufmännischen Lehre nahmst du das Stellenangebot als Sekretärin beim Sozialwesen der SRG in Bern an – mit der Aussicht, weitere zwei Jahre zu bleiben, um danach ins Ausland zu gehen. Warum bist Du schliesslich 40 Jahre hängen geblieben?

Ich bin selbst erstaunt, wie rasch die Zeit verflossen ist. Es gibt nicht nur einen einzigen Grund, weshalb ich «hängen» geblieben bin. Massgeblich dürfte aber dazu die Entwicklung des sehr vielfältigen Arbeitsgebietes und die damit verbundenen Herausforderungen beigetragen haben.

Ebenfalls kümmertest du dich im Sozialwesen SRG um die Verwaltung der PK-eigenen Liegenschaften in Wangen bei Dübendorf und Wattwil, welche später veräussert wurden. Was war der Schwerpunkt dieser Aufgabe?

Die Wohnungsübergabe bei Neuvermietungen wurden durch eine lokale Verwaltung abgewickelt. Das Ausstellen der Mietverträge, das Inkasso der Mieten und die Nebenkostenabrechnungen fielen in mein Aufgabengebiet. Wenn es um Renovationen oder gar um eine umfassende Gesamtsanierung ging, durfte ich an Ort über die neuen Geräte und Fliesen mitentscheiden. Die gesamte Begleitung zusammen mit der Generalunternehmung und das tolle Endergebnis der Renovationen waren eine grosse Bereicherung für mich. Eine besondere Belohnung war die Ausbildung zur Immobilienverwalterin, die mir die SRG ermöglicht hat.

Ferner fiel die Bewirtschaftung des gesamtschweizerischen Haftpflichtversicherungsvertrages in dein Aufgabengebiet. Welcher Haftpflichtfall ist dir in Erinnerung geblieben?

In Erinnerung geblieben sind mir vor allem die Schadenfälle, welche die Fernsehequipen bei Dreharbeiten in Wohnungen, Restaurants, in Schlössern und Museen verursacht hatten. Hängen geblieben ist mir auch noch das Ereignis, bei welchem ein Studiobesucher durch einen herunterfallenden Scheinwerfer verletzt wurde.

Das Sozialwesen hat auch seine menschlichen Schattenseiten; Versicherte versterben, Versicherte erkranken, Versicherte verunfallen und werden möglicherweise invalid. Wie bist Du damit umgegangen?

In der Tat liegen mir die Versicherten sehr am Herzen. Gerade was eine Invalidisierung anbelangt, auf deren Entscheid die Versicherten oft sehr lange warten müssen, um dann kurz nach der Invalidisierung zu sterben. Leid tun mir aber auch pensionierte Mitarbeitende, die kurz nach der Pensionierung ernsthaft erkranken und den Ruhestand gar nicht richtig geniessen können. Ich musste lernen, das Schicksal der Versicherten nicht zu nahe an mich heranzulassen, obschon mir das nie wirklich leichtgefallen ist.

«Prägend waren die immer wiederkehrenden Reorganisationen der SRG während der letzten 40 spannenden SRG-Jahren»

Die Pensionskasse SRG SSR hat seit ihrer Entstehung viele Zusammenschlüsse und Abspaltungen erfahren und bietet noch heute unterschiedliche Vorsorgepläne an. Wie hast Du die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen erlebt? Ist das Vorsorgewesen eher einfacher oder komplizierter geworden?

Das Vorsorgewesen ist komplizierter geworden, ist jedoch auch nicht ganz vergleichbar, da die Destinatärverwaltung teilweise durch die Eidgenössische Versicherungskasse (EVK) beziehungsweise bei der Personalvorsorgestiftung SRG (PVE) durch den Rückversicherer abgewickelt wurde. Wir waren also die Schnittstelle zu den Vorsorgewerken und Anlaufstelle für Personaldienste und Versicherte. Die ständig neuen Gesetze und Verordnungen machen das Arbeitsgebiet sehr interessant und ich hatte nie das Gefühl, ausgelernt zu haben. Die Umsetzungen erforderten jedoch oft auch nervenaufreibende Anpassungen im System, in den Abläufen und Dokumenten.

Von 2005 bis zu deiner Pensionierung arbeitetest du als erfahrenstes Mitglied im mehrköpfigen Frauenteam der Destinatärverwaltung PKS. Wie ist die Destinatärverwaltung organisiert und wie erlebtest Du die Zusammenarbeit bei der PKS?

Es ist nicht immer ein Vorteil, eine erfahrene Mitarbeitende zu sein. Nicht nur die Systeme, die Abläufe, sondern auch die Menschen verändern sich. Wenn ich bedenke, wie wir einst die anfallende Arbeit mit viel weniger Mitarbeitenden erledigen konnten und heute mit modernen Arbeitsmitteln arbeiten, jedoch im Team viele Überstunden geleistet werden, so muss ich mich schon fragen, was da verkehrt gelaufen ist.

Welcher berufliche Abschnitt war der prägendste für dich?

Prägend waren für mich während der letzten gut 40 spannenden SRG-Jahren die immer wiederkehrenden Reorganisationen, verbunden mit Sparmassnahmen, Sozialplänen und Abfindungen. Niemals wurden Zahlen dargelegt, was die Sparmassnahmen finanziell gebracht haben. Eine Gegenüberstellung von Kosten und Einsparungen hätte ich mir stets gewünscht. Von einzelnen Schicksalen der betroffenen Mitarbeitenden will ich dabei absehen.

Die Gründung der PKS, die Übernahme der Versicherten aus der heutigen Publica in die PKS sowie die Übernahme der Versicherten der PVE in die PKS, verbunden mit der Verteilung der freien Mittel, waren grosse interessante Herausforderungen. Die erfolgreichen Umsetzungen waren danach sehr befriedigend. 

Du hast dich entschieden, vorzeitig in die Pension zu gehen. Worauf freust du dich am meisten?

Ich werde künftig nicht mehr in Arbeits- und Freizeit, sondern in Lebenszeit denken. Ich werde nicht mehr von morgens bis abends vor einem Computer sitzen, sondern meinen Hobbys frönen und mich noch intensiver mit Flora und Fauna beschäftigen. Besonders die Wälder haben es mir angetan, in denen ich Kraft tanken und abschalten kann.

Liebe Myrta. Ein wesentlicher Lebensabschnitt geht zu Ende, ein neuer bahnt sich an. Wir werden dich als Kollegin und stille Schafferin bei der PKS vermissen und wünschen dir viele schöne Momente auf deinem weiteren Lebensweg.

In der SRG gibt es wie in anderen Organisationen treue und stille Schaffer und Schafferinnen. Eine davon ist Myrta Müller. Sie kümmerte sich während mehr als 40 Jahren ums Sozial- und Versicherungswesen bei der SRG; die letzten 17 Jahre als Destinatärverwalterin bei der Pensionskasse SRG SSR (PKS). Im Frühling 2020 tritt sie mit fast 62 Jahren in den Ruhestand.

Anmerkung der PKS: Das Interview fand vor der Corona-Krise statt.


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