Yannick Steimann

Der ESC 2025 ist bereits Geschichte. Wie fühlst Du Dich?

Der ESC 2025 war ein intensives Projekt mit einem klaren Ziel, auf das mit stetig wachsender Geschwindigkeit hingearbeitet wurde. Nun fühle ich mich sowohl erleichtert als auch müde. Es ist ein Mix aus Stolz, weil ich Teil dieses Events war, und aus einer gewissen Leere, weil der grosse Trubel nun vorbei ist. Doch der ESC ist mehr als nur ein Ziel, auf das hingearbeitet wird – er bietet jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter die Möglichkeit, eine einzigartige Erfahrung zu machen. It’s once in a lifetime. 

Welche Arbeiten fallen nun im HR ESC noch an?

Nach dem Event gibt es noch einige Abschlussarbeiten im HR ESC, vor allem das Offboarding. Dazu zählt eine Palette an Tätigkeiten und Massnahmen, mit denen das HR den Mitarbeitenden eine reibungslose Abschlussphase ermöglicht. Ein Aspekt ist zum Beispiel die Ausstellung von Arbeits-zeugnissen und Projektbestätigungen, die die Wertschätzung für die geleistete Arbeit ausdrücken soll. Als HR-Management eines Projekts ist es unser Anliegen, die Mitarbeitenden so gut wie möglich auf ihre weitere berufliche Zukunft vorzubereiten und ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt zu stärken. Um den administrativen Aufwand so gering wie möglich zu halten, haben wir bereits frühzeitig an der Optimierung der Austrittsprozesse gearbeitet. Dabei suchten wir pragmatische und effiziente Lösungen, im Sinne des Projektes und der SRG.

Du warst vorher schon phasenweise im HR der SRG tätig. Inwiefern weicht die HR-Arbeit für den ESC von der klassischen HR-Arbeit ab?

Die HR-Arbeit für den ESC unterscheidet sich in mehreren Aspekten von der klassischen Personalarbeit, insbesondere durch den hohen Zeitdruck und die erforderliche Flexibilität. Während im regulären HR-Bereich Entscheidungen oft über mehrere Instanzen und mit ausreichender Vorlaufzeit getroffen werden können, war beim ESC schnelles Handeln erforderlich. HR-Prozesse, die normalerweise Wochen oder Monate dauern, mussten innerhalb von Tagen oder sogar Stunden abgeschlossen werden. Ob es um die Rekrutierung von Mitarbeitenden, die Verhandlung und Ausstellung von Verträgen oder die Lösung unerwarteter Personalfragen ging – es blieb kaum Spielraum für langwierige Abstimmungen.

Was war besonders herausfordernd?

Besonders herausfordernd war die täglich notwendige Flexibilität unseres HR-Teams. Spontane Anpassungen gehörten zum Alltag, sei es aufgrund kurzfristiger personeller Engpässe, neuer und unbekannter Fragestellungen oder unvorhergesehener Änderungen von Projektprämissen. Die Fähigkeit, in Echtzeit auf diese Situationen angemessen und konform zu reagieren und pragmatische Lösungen zu finden, war essenziell. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die internationale Zusammenarbeit, die eine enge Koordination mit externen Partnerinnen, Künstlern und internationalen Teams erforderte. Klare und effiziente Kommunikation war dabei unerlässlich, um Missverständnisse zu vermeiden und die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen. Zudem mussten unterschiedliche arbeitsrechtliche Vorgaben und vertragliche Rahmenbedingungen beachtet werden.

Ergaben sich weitere Schnittstellen, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Pensionskasse?

Da viele Mitarbeitende nur für einen begrenzten Zeitraum fürs Projekt tätig waren, entstanden ständig neue Schnittstellen, beispielsweise beim Nichterreichen der PK-Eintrittsschwelle oder in der Zusammenarbeit mit selbstständigen Erwerbstätigen. Glücklicherweise konnten wir uns stets auf die bestehenden Abläufe, Arbeitstools und Prozesse der SRG stützen und profitierten von der Unterstützung der verschiedenen Unternehmenseinheiten sowie deren Erfahrungen aus Grossproduktionen.

«Das ausserordentliche Projekt ESC 2025 hat mir neue Perspektiven und Chancen eröffnet.»

Bei im Ausland wohnhaften PK-Versicherten und bei ausländischen temporären Arbeitskräften in der Schweiz stellt sich die Frage der Quellensteuer. Wie ist das beim ESC?

Einige Festangestellte beim ESC hatten ihren steuerlichen Wohnsitz im Ausland und waren somit ganz regulär quellensteuerpflichtig. Was für mich neu war, war die Situation der Besteuerung bei Künstlerinnen und Künstlern. Jobprofile wie Tänzerinnen, Sänger und Moderatorinnen vom Ausland sind für ihre Leistungen in der Schweiz immer quellensteuerpflichtig. Sowohl selbstständige wie auch unselbstständige Künstlerinnen und Künstler unterliegen der Quellensteuer und müssen genau nach den Vorgaben des Kantons des Hauptauftrittsortes berechnet werden. Künstler unterliegen alle einem von anderen Jobprofilen abweichenden Tarif. 

Welche Zukunftspläne hast Du? Dem HR treu bleiben oder zu neuen Ufern aufbrechen?

Während des ESC hatte ich die Möglichkeit, hautnah mit vielen verschiedenen Berufen in Kontakt zu kommen. Ich habe Menschen kennengelernt, die in ganz anderen Bereichen tätig sind, und konnte dadurch wertvolle Einblicke gewinnen. Wir haben beim ESC eng mit anderen Abteilungen und Personen im selben Raum gearbeitet. Diese Vielseitigkeit hat mir besonders gefallen – zu sehen, wie unterschiedlich die Aufgaben sind und wie sie dennoch alle ineinandergreifen, um einen solchen Event zum Erfolg zu führen. Ausserdem war es spannend, dass ich durch die Dynamik des Projekts oft über meinen eigentlichen Tätigkeitsbereich hinaus Aufgaben übernehmen und Probleme lösen konnte. Das hat nicht nur meine Flexibilität gefordert, sondern auch mein Interesse an anderen Bereichen geweckt. Ich habe gemerkt, wie viel Neues ich lernen kann, wenn ich über den Tellerrand hinausblicke. Daher bin ich offen für neue Möglichkeiten. Ob ich dem HR-Bereich treu bleibe oder mich in eine neue Richtung orientiere, hängt davon ab, welche Chancen sich ergeben und wo ich meine Fähigkeiten am besten einsetzen kann. Ich könnte mir gut vorstellen, weiterhin in einem dynamischen Umfeld zu arbeiten, das interdisziplinäre Zusammenarbeit und ständiges Lernen fördert.

Yannick Steimann schloss 2023 bei der Generaldirektion (GD) der SRG SSR seine kaufmännische Ausbildung ab. Danach unterstützte er zuerst die Pensionskasse SRG SSR (PKS) und anschliessend das HR-Management rund um den European Song Contest 2025 (ESC), welcher am 17. Mai 2025 stattfand. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit einer temporären Personaladministration bei einem Grossanlass wie dem ESC.


Weitere Erfolgsgeschichten

Isabella Wieland

Die RTR-Personalentwicklerin Isabella Wieland schätzt die berufliche Flexibilität, behält dabei jedoch die langfristige finanzielle Sicherheit im Blick. Wozu sie sonst noch rät, ist im Gespräch mit ihr nachlesbar.

Lesen

Vincent Kaufmann

Die PKS ist seit über zehn Jahren Mitglied der schweizerischen Stiftung Ethos für nachhaltige Entwicklung. Gemäss ihrem Direktor Vincent Kaufmann seien Finanzmärkte ein idealer Mechanismus, um Finanzströme in klimafreundliche Unternehmen, Projekte und Infrastrukturen umzuleiten. 

Lesen