Luca Fasani

Du hast Volkswirtschaft und zusätzlich Betriebswirtschaft studiert und Deine Lizenzarbeit über die Verteilung von Zentralbankgewinnen geschrieben. Als Mitglied des Stiftungsrates musst Du Dir auch Gedanken darüber machen, wie mögliche Überschüsse verteilt, besser gesagt, zu welchem Zinssatz Altersguthaben verzinst werden dürfen. Wie gehst Du dabei vor?

Das Studium der Wirtschaftswissenschaften hat mich gelehrt, dass Prognosen auf kurze Sicht von zu vielen Faktoren abhängen, um mit Sicherheit sagen zu können, was passieren wird. Denk nur an den Ausbruch eines Krieges und seinen Einfluss auf die Finanzmärkte. Mittel- und langfristig kann man jedoch mit mehr Zuversicht arbeiten. Da man aber nicht genau vorhersagen kann, wann die Inflationsrate ein bestimmtes Niveau überschreitet oder wann eine Börsenblase platzt, ist eine Strategie zu wählen, die nicht jedes Quartal überarbeitet werden muss. Zudem darf man auch nicht alles auf eine Karte setzen. Tatsächlich müssen unsere Verpflichtungen gegenüber Rentner:innen und Aktivversicherten langfristig gesichert werden, indem wir nach der besten Rendite suchen, ohne übertriebene Risiken einzugehen.

Nach Deinem Studium hast Du neun Jahre lang für Swiss Post International gearbeitet und bist dann Redaktor bei RSI geworden. Wie hast Du diesen Wechsel geschafft: von der Geschäftsentwicklung bei der Post zum Journalismus?

Es gab zwei grosse Veränderungen. Zum einen die Sprache mit dem Nachholen des Italienischen; bevor ich zu RSI kam, hatte ich mehr als die Hälfte meines Lebens im deutschsprachigen Raum verbracht. In meinen Anfangsjahren bei RSI fielen mir bei der Vorbereitung von Berichten oder Interviews oft Fachbegriffe aus der Wirtschaft auf Deutsch ein. Als ich dann von der Post zu RSI wechselte, waren zum anderen die Fristen für die Erledigung eines Auftrags ganz anders. Musste ich bei der Post Projekte während vier bis fünf Jahren betreuen, musste ich beim Radiosender neben der Nachrichtenredaktion täglich bis zu drei Berichte zur Ausstrahlung bringen. Das Arbeitstempo wird von aktuellen Ereignissen diktiert und nicht von langfristiger Planung. Natürlich musste ich auch die Grundlagen des Journalismus lernen, aber dank der Arbeit in einer Themenredaktion wie der Wirtschaftsredaktion konnte ich wenigstens mein Fachwissen und mein Interesse an Wirtschaft nutzen. Die Wirtschaftsredaktion ermöglichte es mir, der Öffentlichkeit viele Geschichten zu verschiedenen Themen zu präsentieren, denn für mich hört die Wirtschaft nicht mit den Quartalsergebnissen der Grossbanken auf.

Du bist seit neun Jahren Mitglied des Stiftungsrates der PKS. Was hat Dich damals daran gereizt, das Personal zu vertreten – und was heute?

Ich hatte das Privileg, dem Stiftungsrat beizutreten, nachdem ich bereits einige Erfahrungen in der Anlagekommission der PKS hinter mir hatte, was es mir leichter machte. Nicht zuletzt dank der zweitägigen Sommersitzung des Stiftungsrats, an denen auch die Mitglieder der Anlagekommission teilnehmen. Im Stiftungsrat macht man mehr als nur die Anlagen und Renten der Pensionskasse zu optimieren. Seine Aufgaben gehen weit darüber hinaus – von der Wahl der Anlagestrategie und der tragbaren Risiken für den Fonds bis hin zur Entscheidung über die Verwendung der verfügbaren Mittel und Rücklagen. Es geht nicht nur um die jährliche Verzinsung der Guthaben der Aktivversicherten, auch die finanzielle Solidität der Pensionskasse muss berücksichtigt werden, die Sicherung der Renten für Rentner:innen und die Verteilung von «Opfern», wenn es darum ging, auf seit längerem sinkende, sogar negative Zinsen zu reagieren. All dies sind Entscheidungen, die die verschiedenen Generationen von Aktivversicherten und Rentner:innen betreffen, und hier muss ein Gleichgewicht unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel gefunden werden. Eine verantwortungsvolle und nicht immer einfache Aufgabe, aber eine, die es mir ermöglicht hat, mein Studium und meine Berufserfahrung in den Dienst meiner Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand und im aktiven Dienst zu stellen.

Für welche Themen hast Du Dich als Mitglied des Stiftungsrates besonders eingesetzt?

Sicherlich stand das Thema der Verzinsung der Altersguthaben der Aktivversicherten und der Anlagetätigkeit im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Ich erinnere mich aber auch gerne an Innovationen, die in bestimmten Fällen einen Unterschied machen können, sei es nach vielen Jahren oder in einem tragischen Moment. Ich denke dabei an die Möglichkeit, einen monatlichen freiwilligen Sparbeitrag zu leisten, um seine Rente zu verbessern, und an die Vereinfachung der Bedingungen für den Anspruch auf ein Todesfallkapital für Ehegatten, Töchter und Söhne.

«Bei Entscheidungen ist es notwendig, ein Gleichgewicht zwischen den Generationen zu finden.»

Was hast Du persönlich aus dieser Vertretungsfunktion gewonnen?

Es ist eine grossartige Erfahrung, mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, die die Versicherten vertreten, und auch mit jenen, die von der SRG ernannt wurden. In der Anlagekommission ist es einfacher, einen Konsens zu finden. Es gibt ein gemeinsames Interesse daran, das Vermögen so zu verwalten, dass innerhalb der vom Stiftungsrat und vom Gesetz gesetzten Grenzen die beste Rendite erzielt wird. Im Stiftungsrat hingegen können die Interessen auseinandergehen, aber bisher wurden immer gemeinsame Lösungen gefunden. Vergessen wir nicht, dass die Pensionskasse paritätisch von Vertretern der Arbeitnehmer:innen wie der Arbeitgeberin SRG geleitet wird. Kurzum, wie ich schon sagte, eine verantwortungsvolle Aufgabe, die mir neue Erfahrungen gebracht hat.

Luca Fasani (55) hat Volks- und Betriebswirtschaft studiert und arbeitet seit 2002 als Redaktor bei RSI. Seit Anfang 2023 gehört er zum Redaktionsteam des vertiefenden Radioprogramms Modem. Nachdem er zuerst Mitglied der Anlagekommission der Pensionskasse SRG SSR war, vertritt er seit 2014 die Interessen der Versicherten im Stiftungsrat.


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