Susanne Schild
Sie sind Geschäftsleiterin der BBSA, also jener Aufsicht, welche die in den Kantonen Bern und Freiburg ansässigen Vorsorgeeinrichtungen wie die PKS überwacht. Wie sind Sie zur 2. Säule und schliesslich zur heutigen Tätigkeit gekommen?
Mein beruflicher Einstieg in die 2. Säule war eine logische Folge meiner bisherigen Erfahrungen, die sich im Bereich Accounting und Controlling bewegten. So erhielt ich die Chance, bei einer Pensionskasse als Head of Accounting & Controlling tätig zu sein. Dadurch stieg mein Interesse an der 2. Säule, und ich entschied mich, einen weiteren MAS-Studiengang mit dem Fokus Pensionskassen-Management in Angriff zu nehmen. Ich wollte mich kompetent in die Diskussionen, die wir in der Geschäftsleitung führten, einbringen und nicht nur vom Accounting und Controlling her mitreden können. Zu meiner heutigen Tätigkeit bin ich sehr unspektakulär über das ordentliche Auswahlverfahren durch den Aufsichtsrat gekommen. Für mich ist es jedoch die bisher wichtigste Etappe meiner Berufslaufbahn, weil es sich mitunter um eine nicht alltägliche Funktion handelt.
Wer ist die BBSA?
Die BBSA übt – als selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit – die Direktaufsicht über 1212 Institutionen aus. Dazu zählen Vorsorgeeinrichtungen mit Sitz in den Kantonen Bern (wie die PKS) und Freiburg sowie klassische Stiftungen mit Sitz im Kanton Bern und die im Kanton Bern zugelassenen und anerkannten Familienausgleichskassen. Das beaufsichtigte Vermögen beträgt 224,6 Milliarden Franken. Die BBSA beschäftigt 16 Mitarbeitende mit 13,8 Vollzeitstellen. Der Regierungsrat des Kantons Bern wählt die Mitglieder des Aufsichtsrats der BBSA und der Aufsichtsrat die Geschäftsleitung der BBSA.
Die BBSA führt die Aufsicht über vielfältige Einrichtungen: Von der Publica mit einem Portfolio von 45 Milliarden Franken über die kleinste Einrichtung mit ein paar Dutzend Millionen Franken bis hin zur klassischen Stiftung. Wie organisiert sich die BBSA?
Die BBSA ist in zwei Bereiche und in die Stabsstelle «Support» aufgeteilt. In den beiden Bereichen «Vorsorgeeinrichtungen» sowie «Klassische Stiftungen und Familienausgleichskassen» gibt es jeweils zwei Teams, welche die rechtliche und finanzielle Aufsicht wahrnehmen. Zum Beispiel die Prüfung der jährlichen Berichterstattung einer Vorsorgeeinrichtung unterscheidet sich deutlich von derjenigen einer klassischen Stiftung. Während Vorsorgeeinrichtungen wie die PKS stark reguliert sind, haben klassische Stiftungen weniger gesetzliche Vorgaben.
Der gegenwärtige Markt der Vorsorgeeinrichtungen befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Wie beurteilen Sie die konstante Abnahme der Anzahl Vorsorgeeinrichtungen?
Der Strukturwandel in der beruflichen Vorsorge setzt sich auch mit Blick auf das BBSA-Portfolio stetig fort: Die Entwicklung der von uns beaufsichtigten Vorsorgeeinrichtungen von 2012 bis 2021 zeigt, dass die Anzahl Vorsorgeeinrichtungen um rund 43 Prozent abgenommen hat, demgegenüber sind die Bilanzsummen um rund 57 Prozent gewachsen. Immer mehr Arbeitgeber schliessen sich Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen an, so dass deren Bedeutung stetig steigt. Inzwischen sind gemäss Angaben der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) fast drei Viertel aller aktiv versicherten Personen bei diesen Vorsorgeeinrichtungen versichert. Sie haben damit systemische Bedeutung. Aufgrund ihrer Strukturen und ihres Marktverhaltens stehen sie im Fokus der Aufsicht. Der Strukturwandel bedeutet für unser Aufsichtssystem, dass wir uns mit weniger, jedoch grösseren Einrichtungen befassen müssen. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Themenfelder und fordert uns.
Bedeutet das, dass mittelgrosse Pensionskasse wie die PKS vom Aussterben bedroht sind?
Dank der starken Verbundenheit mit dem Arbeitgeber und der Vertretung von Arbeitnehmenden im Stiftungsrat werden sich mittelgrosse Pensionskassen wie die PKS auch weiterhin behaupten. Die Konsolidierung birgt vor allem die Gefahr, dass sich die an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung angeschlossenen Arbeitgeber von der beruflichen Vorsorge distanzieren und dies eine Anonymisierung zur Folge hat. Das Interesse und Engagement der Arbeitgeber sowie der Arbeitnehmenden könnten in einem solchen Fall abnehmen, ebenso die Bereitschaft des Arbeitgebers, in Krisenzeiten für seine Vorsorgelösung einzustehen. Es ist ferner anzunehmen, dass als Folge der genannten Entwicklungen das Leistungsniveau der Vorsorgepläne eher sinken wird.
«Unabhängigkeit und zeitgemässe Governance müssen täglich unter Beweis gestellt werden.»
Wie gelingt es der BBSA die vorgeschriebene Unabhängigkeit zum Gesetzgeber zu wahren?
Wir wenden Recht an, was eine klare Trennung zum Gesetzgeber ist. Gibt es Probleme in der Rechtsanwendung, so sehen wir es durchaus als unsere Aufgabe, den Gesetzgeber darauf hinzuweisen. Einen periodischen Austausch dazu gibt es mit der OAK BV und dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Zudem werden wir in entsprechenden Vernehmlassungsverfahren zur Stellungnahme eingeladen. Wir konsolidieren unsere Positionen über die Konferenz der kantonalen BVG- und Stiftungsaufsichtsbehörden. Die Direktaufsichtsbehörden sind ausserdem seit vielen Jahren in der BVG-Kommission vertreten – auch dort bringen wir uns aktiv ein.
2012 wurden die Governance-Strukturen für Aufsichtsbehörden überarbeitet, mit dem Ziel, die Unabhängigkeit noch besser zu wahren. Welchen Einfluss hat die Strukturreform auf Ihre Arbeit?
Die sogenannte Strukturreform der beruflichen Vorsorge hatte unter anderem zur Folge, dass die Direktaufsichtsbehörden wie die BBSA zu selbstständigen öffentlich-rechtlichen Anstalten mit eigener Rechtspersönlichkeit wurden. So ist sichergestellt, dass die Exekutive keinen Einfluss auf die Geschäftsführung der BBSA nehmen kann. Ebenso arbeiten wir auf operativer Ebene unabhängig vom Aufsichtsrat. Unabhängigkeit und zeitgemässe Governance sind weder eine Errungenschaft noch ein Privileg; sie müssen im Alltag von allen immer wieder unter Beweis gestellt werden. Es ist aber auch ein Prozess ständiger Optimierung aufgrund von Erfahrungswerten. Hierzu ist es unabdingbar, dass unsere Mitarbeitenden über die nötigen fachlichen Kompetenzen verfügen. Für die Ausübung unserer Tätigkeit stehen uns eigene finanzielle Mittel zur Verfügung. Wir finanzieren uns über Gebühren, die wir bei unseren beaufsichtigten Institutionen erheben.
Der Aufsichtsrat der BBSA hat im Sommer 2021 eine spürbare Erhöhung der Aufsichtsgebühren beschlossen. Wie erklären Sie diese Erhöhung?
Die BBSA muss kostendeckend arbeiten. Die bei der Gründung der BBSA festgelegten Gebühren wurden in den Jahren 2015 und 2017 namhaft reduziert, und 2018 durften unsere beaufsichtigten Institutionen von einer Rückvergütung unseres Gebührenüberschusses profitieren. In den letzten Jahren führten neue Vorgaben und komplexere Anforderungen an die Aufsichtstätigkeit jedoch zu steigenden Betriebskosten. Zudem wurde der finanzielle Geschäftsgang der BBSA durch geringere Gebührenerträge infolge des anhaltenden Konzentrationsprozesses bei den beaufsichtigten Vorsorgeeinrichtungen negativ beeinflusst. Deshalb konnte sich die BBSA, trotz Einsparungen sowie Erschliessung zusätzlicher Ertragsquellen, nicht mehr selbsttragend finanzieren. Damit sie auch inskünftig ihren gesetzlichen Aufgaben nachkommen kann, musste sie – wie auch andere Direktaufsichtsbehörden – ihre Gebühren per 1. Januar 2022 erhöhen. Die seitdem angewendeten Gebühren liegen teilweise weiterhin unter denjenigen von 2012.
Susanne Schild (42) leitet seit Oktober 2019 die Bernische BVG- und Stiftungsaufsicht (BBSA). In dieser Funktion wacht sie mit ihren Mitarbeitenden darüber, dass Vorsorgeeinrichtungen wie die PKS die gesetzlichen Vorschriften einhalten. Susanne Schild ist Betriebsökonomin FH und verfügt über einen MAS in Finance & Accounting und einen in Pensionskassen-Management. Zudem ist sie Fachrätin am MAS Pensionskassen-Management, wo sie auch den Schwerpunkt Aufsicht doziert.
Weitere Erfolgsgeschichten
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Pascal Bernheim
Als Moderator mit der Seele eines Künstlers hat Pascal Bernheim eine vielseitige Karriere bei RTS hingelegt. Auf seinem Höhepunkt als Multimedia-Direktor musste er die Notbremse ziehen.
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René Spescha trat Anfang 2022 nach über 35 Jahren bei RTR zuletzt als interregionaler Koordinator in den Ruhestand. Im Laufe seiner Karriere moderierte er auch Fernsehsendungen. Noch heute sprechen ihn Erwachsene an, die in seiner Kinder-Quizsendung «Péz a Cup» aufgetreten waren.